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WP Praxis Nr. 2 vom Seite 60

Prozesskostenrechnung

Prof. Dr. Henner Klönne

Nach § 4 Abs. 3 WiPrPrüfV umfasst das Prüfungsgebiet „Angewandte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre“ im WP-Examen auch die Kosten- und Leistungsrechnung. Gemäß der Konkretisierung des § 4 WiPrPrüfV vom für das WP-Examen wird den Verfahren des strategischen Kostenmanagements und damit auch der Prozesskostenrechnung eine hohe Bedeutung zugeschrieben.

I. Einordnung

Bei der Prozesskostenrechnung – im internationalen Kontext auch als „Activity-based Costing“ bezeichnet – werden die Gemeinkosten über Teilprozesse verrechnet, wobei die Kostensätze der (Teil-)Prozesse über Kostentreiber ermittelt werden. Auf diese Weise soll eine verursachungsgerechtere Verteilung der Gemeinkosten erreicht werden. Die Prozesskostenrechnung ist kein neues, eigenes Kostenrechnungssystem. Vielmehr handelt es sich um eine Ergänzung der klassischen Kostenrechnung, um die Gemeinkosten differenziert(er) zu verrechnen. So durchläuft auch die Prozesskostenrechnung – genau wie die klassische Kostenrechnung – die Teilgebiete der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung. Allerdings ergeben sich im Vergleich zur klassischen Kostenrechnung in der Kostenstellen- sowie in der Kostenträgerrechnung unterschiedliche Vorgehensweisen (siehe zudem Teilaufgabe a)).

II. Aufgabenstellung

a) Beschreiben Sie die Gründe der Einführung, die Charakteristika, die Zielsetzung, die Vorgehensweise sowie die Vor- und Nachteile der Prozesskostenrechnung. (15 Punkte)

Die ColorPrint GmbH produziert Drucker und vertreibt diese an Copyshops, Elektrofachmärkte und Privatpersonen. Aktuell werden die folgenden drei Typen von Druckern hergestellt:

  • Farbdrucker „Farbenfroh“,

  • Profidrucker „Xprint“,

  • Schwarz-weiß Drucker „Schnelldruck“.

Für das abgelaufene Jahr liegen folgende Ist-Daten vor:


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Übersicht 1: Ist-Daten des abgelaufenen Jahres
Drucker
Verkaufspreis [€/Stück]
Variable Herstellkosten [€/Stück]
Farbdrucker „Farbenfroh“
500
220
Profidrucker „Xprint“
1.240
820
Schwarz-weiß Drucker „Schnelldruck“
150
90

Eine Prozessanalyse identifizierte für die ColorPrint GmbH die folgenden leistungsmengeninduzierten (lmi) und leistungsmengenneutralen (lmn) Prozesse:


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Übersicht 2: Leistungsmengeninduzierte (lmi) und leistungsmengenneutrale (lmn) Prozesse
Teilprozess
Prozesskosten [€]
Prozessart
Kostentreiber
Prozessmenge
Bestellung
50.000
lmi
Anzahl Bestellungen
3.125 Bestellungen
Auslieferung an Kunden
62.500
lmi
Anzahl Lieferungen
2.500 Lieferungen
Einweisung in die Produkte
25.740
lmi
Anzahl Kundenbesuche
234 Kundenbesuche
Anpassung nach Auslieferung
85.000
lmi
Anzahl Technikerstunden
850 Technikerstunden
Abteilungsleitung
55.810
lmn
 
 

b) Ermitteln Sie die Prozesskostensätze für die Teilprozesse. (7 Punkte)

In den letzten Jahren haben sich zwei Kunden gegenüber der ColorPrint GmbH besonders treu gezeigt und eine größere Anzahl an Druckern bestellt. Einer dieser Kunden, das Unternehmen Copy Manufacture GmbH, ist eine größere Copyshop-Kette. Der andere Kunde, die Techie AG, besitzt mehrere Elektrofachmärkte und verkauft die Drucker an Privatpersonen und Copyshops. Aus der Vertriebsabteilung liegen folgende Informationen bezüglich der beiden Kunden vor:


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Übersicht 3: Absatzzahlen und Prozessmengen der Kunden Copy Manufacture GmbH und Techie AG
 
Copy Manufacture GmbH
Techie AG
Absatzzahlen [Stück]
 
 
Farbdrucker „Farbenfroh“
25
25
Profidrucker „Xprint“
30
20
Schwarz-weiß Drucker „Schnelldruck“
9
30
Prozessmengen
Bestellungen
40
65
Lieferungen
35
62
Kundenbesuche
15
10
Technikerstunden
18
32

S. 61c) Führen Sie auf Basis der zuvor ermittelten Prozesskostensätze für beide Kunden eine Kundenerfolgsrechnung durch und interpretieren Sie Ihr Ergebnis. Welcher Kunde trägt mehr zum Unternehmenserfolg der ColorPrint GmbH bei? (15 Punkte)

d) Vergleichen Sie die Prozesskostenrechnung und die Grenzplankostenrechnung hinsichtlich deren Anwendungsgebiete und Aussagekraft. (8 Punkte)