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NWB-BB Nr. 5 vom Seite 147

Mit ausgewählten Kennzahlen Risiken für ein Unternehmen erkennen

Schnelle Erfassung und Analyse mit Tools aus der NWB Datenbank

Prof. Peter R. Preißler

Krieg in der Ukraine, Inflation, Knappheit wichtiger Ressourcen, Lieferengpässe, Angst und Unsicherheit: All dies sind nicht ausblendbare exogene Faktoren, die direkt auf die Unternehmen einwirken. Um rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen, ist die Installation eines Kennzahlen-Frühwarnsystems dringend zu empfehlen. Dieses basiert auf einer Risikoanalyse bestehend aus quantitativen Kennzahlen, unbedingt ergänzt durch qualitative Faktoren. Denn die meisten Entscheidungen erfolgen unter Unsicherheit und müssen durch eine kennzahlenbasierte Risikoabwägung mit abgesichert werden. In diesem Beitrag wird allerdings nur auf die quantitative Risikoanalyse mittels Kennzahlen eingegangen. Übrigens: Zahlreiche Kennzahlen-Tools finden Sie in der Rubrik „Kennzahlen“ auf der Übersichtsseite „Berechnungsprogramme“ in NWB Betriebswirtschaftliche Beratung, NWB PAAAE-30764.

Übersicht: Berechnungsprogramme in NWB Betriebswirtschaftliche Beratung, NWB PAAAE-30764

Kernaussagen
  • Kennzahlen haben die Aufgabe, aus der Flut der Informationen Wesentliches herauszufiltern, die Risikosituation der Unternehmung zu objektivieren, Maßstäbe zu setzen und Vorgaben zu geben.

  • Ein Versagen des Risikokennzahlenmanagements ist verhängnisvoll, denn ohne aussagefähige Risikokennzahlen gehen Zusammenhänge und der Gesamtüberblick sehr schnell verloren.

  • Eine objektive Orientierung über die tatsächliche Risikosituation und eine Standortbestimmung der Situation des eigenen Unternehmens ist ohne ein Mindestmaß von individuell ausgewählten und definierten Risikokennzahlen nur schwer möglich.

Literatur-Tipp

Preißler, Das große Handbuch Kennzahlen, Franz Vahlen Verlag, München, 2022, 323 S., 69,00 €, ISBN 978-3-8006-6599-0.

I. Kennzahlen als Basis zur Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

„Die Zahl ist die Grundlage des Staates“ (Numerus fundamentum rei putlicae, aus: Aichele, Kennzahlenbasierte Geschäftsprozessanalyse, 1997, S. 79). Fast in jedem Unternehmen werden irgendwann irgendwelche Kennzahlen erarbeitet, aber nur in wenigen Unternehmen richtig interpretiert und damit auch effektiv gearbeitet. Häufig handelt es sich nur um ein wahlloses Aneinanderreihen zum Teil völlig überflüssiger Kennzahlen, die irgendwie zusammengestellt werden, aber meist nicht dem echten Bedarf des Unternehmens gerecht werden.

Kennzahlen sind nötig, um aus der Flut der Informationen das Wesentliche herauszufiltern, Maßstäbe zu setzen, die Situation des Unternehmens objektiv darzustellen und funktionsübergreifende Gesamtzusammenhänge herzustellen. Kennzahlen sind unverzichtbares Instrument jeder Unternehmensführung und wichtiges Analyseinstrument zur rechtzeitigen Erkennung möglicher Schwachstellen. Zusammengefasst gesagt: Kennzahlen sind unverzichtbar, um die Gesamtzusammenhänge eines Unternehmens sichtbar zu machen und um Risiken abzuwägen.

II. Die Auswahl wichtiger Global-Kennzahlen zur Risikoanalyse

Aus der Fülle möglicher Kennzahlen muss das Unternehmen jene Kennzahlen auswählen, die in seine Risikoanalyse eingehen sollen.

Praxishinweis

Weniger ist hier oft mehr. Für die Aussagekraft ist nicht die Quantität, sondern die Qualität der Kennzahlen ausschlaggebend. Es empfiehlt sich daher, erst mit wenigen, dafür sehr aussagekräftigen, Kennzahlen zu beginnen und zu einem späteren Zeitpunkt das Kennzahlensystem dort zu erweitern, wo es notwendig erscheint.S. 148

Im Folgenden werden die wichtigsten Globalkennziffern für die Risikoanalyse beschrieben und ihre Bedeutung kommentiert. Sie sind nicht nur als Frühwarnsystem für ein Unternehmen nötig, sondern sollten Bestandteil jedes betrieblichen Informationssystems sein. Für einzelne Bereiche des Unternehmens sind zur Steuerung und Lenkung zusätzliche Kennzahlen nötig. Welche Kennzahlen im Einzelnen erforderlich sind, lässt sich nur vor dem Hintergrund der konkreten Unternehmung beurteilen.

1. Cashflow (Mittelzufluss)

Eine der wichtigsten Kennzahlen zur Analyse der Finanz- und Erfolgssituation, vor allem zur Beurteilung, inwieweit das Unternehmen aus eigener Kraft Investitionen selbst finanzieren kann, ist der Cashflow. Er ist gleichzeitig einer der wichtigsten Risikokennzahlen. Wer seine Investitionen und seinen Finanzbedarf nicht zum Teil wenigstens aus eigenen Mitteln erwirtschaften kann, ist früher oder später insolvenzgefährdet. Man muss hier unterscheiden zwischen der buchhalterischen und der kostenrechnerischen Berechnung.