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NWB-BB Nr. 12 vom Seite 378

Digitale Unternehmensbewertung von KMU

Chancen und Grenzen digitaler Tools

Dipl.-Kfm. Stefan Butz und Christoph Butz, M. Sc.

Online-Tools zur Unternehmensbewertung sind in den letzten Jahren vielfältig im Internet verfügbar geworden. Das Angebot reicht von einer kurzen Erfassung weniger Unternehmensparameter und einer überschlägigen Berechnung auf der Basis von Multiplikatoren bis hin zu komplexeren Dateneingaben und detaillierten DCF- oder Ertragswertberechnungen mit umfangreichen Ergebnisberichten zum Download. In diesem Beitrag erhalten Sie einen Überblick zum Stand der Entwicklung digitaler Unternehmensbewertungsangebote und deren Chancen und Grenzen.

Kernaussagen
  • Die Digitalisierung ermöglicht eine zunehmende Automatisierung des Unternehmensbewertungsprozesses und verändert die Praxis der Unternehmensbewertung.

  • Trotz der Vielfalt der angebotenen Online-Tools zur Unternehmensbewertung gibt es nur wenige, die nicht rein werblich ausgerichtet sind und methodisch fundiert rechnen, z. B. auf Basis des anerkannten Ertragswertverfahrens.

  • Online-Bewertungen auf Basis fundierter Methoden können eine solide erste Indikation liefern; Grenzen zeigen sich jedoch insbesondere im Reifegrad der Rechenroutinen, in der Datenqualität sowie im Umgang mit Sonderfällen.

  • Die Komplexität, die sich im Rahmen der Bewertung von KMU ergibt, lässt sich in einem Online-Bewertungstool nur teilweise abbilden.

  • Zukünftig bieten sich weitere Chancen, Online-Tools z. B. für die Entwicklung von Zukunftsszenarien zu nutzen und die Rechenalgorithmen auf Basis größerer Datenverfügbarkeit im KMU-Bereich zu verfeinern.

I. Wie Digitalisierung die Unternehmensbewertungspraxis verändert

Die Digitalisierung ist aus fast allen Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken und hat die Art und Weise, wie wir leben, stark verändert. Digitale Geschäftsmodelle verändern mit hoher Geschwindigkeit auch die betriebswirtschaftliche Landschaft und verdrängen traditionelle Geschäftsmodelle. Prominente Beispiele finden sich u. a. im Finanzsektor, z. B. durch „FinTech“-Unternehmen.

Längst hat die Digitalisierung auch in die Welt der Unternehmensbewertung Einzug gehalten. Einerseits bedarf es bei der Bewertung digitaler Geschäftsmodelle besonderer Kenntnisse und einer dezidierten Herangehensweise des Bewerters, die allerdings in diesem Beitrag nicht betrachtet werden. Andererseits sorgt die zunehmende Digitalisierung für weitreichende Veränderungen im Prozess des Erstellens von Unternehmensbewertungen. So werden zwar „die Kalküle zur Unternehmensbewertung selbst nicht verändert“, die Schätzgrößen und deren Gewinnung aber schon „in einem vorher unbekannten und unvorstellbaren Ausmaß“ (vgl. Ballwieser/Hachmeister, Digitalisierung und Unternehmensbewertung, 2019).

Die Auswirkungen, die sich durch die Digitalisierung im Prozess der Unternehmensbewertung ergeben, lassen sich im Wesentlichen auf die folgenden Prozessschritte beziehen (vgl. auch Castedello, Auswirkungen der Digitalisierung auf die Bewertung von Unternehmen, Vortragspräsentation auf dem 16. Jahresforum Unternehmensbewertung in Frankfurt/M. am ):

  • Verständnis/Analyse des Bewertungsobjektes und Marktkontext,

  • Aufbau des Finanzmodells, Vergangenheitsanalyse, Planungsentwicklung,

  • Herleitung der wesentlichen Bewertungsparameter (z. B. Kapitalkosten, Multiplikatoren),

  • Berechnungsdurchführung des Unternehmenswerts,

  • Berichterstattung und Präsentation der Ergebnisse.