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NWB-BB Nr. 3 vom Seite 81

Best-Possible-DSO: Die unterschätzte Kennzahl zur Analyse der Forderungslaufzeiten

Mit erweitertem Tool „Forderungsmanagement mit Kennzahlen“

Dipl.-Betriebsw. Jörgen Erichsen

Die Kennzahl „Days Sales Outstanding (DSO)“, auf Deutsch „Forderungslaufzeit“, kennen wahrscheinlich viele Unternehmer und Berater. Mit ihr lässt sich die durchschnittliche Forderungslaufzeit in einem Unternehmen in Tagen errechnen. Die Kennzahl sagt aber nichts darüber aus, ob sich die Kunden auch an die gewährten Zahlungsziele halten. Das ist hingegen möglich, wenn die Kennzahl „Best-Possible-DSO (BESTDSO)“ zusätzlich betrachtet wird. Sie gibt die gewährte Forderungslaufzeit wieder. Durch Gegenüberstellung der beiden Kennzahlen DSO und BESTDSO wird bewertet, wie nah die tatsächliche und gewährte Forderungslaufzeit beieinander liegen. Gibt es größere Abstände, sollten Unternehmen aktiv werden und versuchen, den Forderungseingang zu beschleunigen. Der Beitrag zeigt die grundlegenden Zusammenhänge auf – zusätzlich veranschaulicht durch Beispiele aus dem Excel-Tool „Forderungsmanagement mit Kennzahlen“, NWB JAAAC-85999, das um die Berechnungen zur BESTDSO erweitert wurde.

Forderungsmanagement mit Kennzahlen – Berechnungsprogramm, NWB JAAAC-85999

Kernaussagen
  • Während die bekannte Kennzahl „Days Sales Outstanding (DSO)“ (nur) die durchschnittliche Forderungslaufzeit in einem Unternehmen wiedergibt, erfolgt mit dem Vergleich der Kennzahlen „Best-Possible-DSO (BESTDSO)“ und DSO zusätzlich eine Bewertung: Wie nah liegen tatsächliche und gewährte Forderungslaufzeit beieinander?

  • Im neuen Arbeitsblatt „BESTDSO“ des Tools „Forderungsmanagement mit Kennzahlen“ können Sie für bis zu 100 Kunden die Umsätze und die vertraglich vereinbarten Zahlungsziele eintragen und mit den tatsächlichen Zahlungsterminen vergleichen.

  • Bei zu großen Abweichungen zwischen vereinbarten Zahlungszielen und tatsächlichem Zahlungseingang sollten Unternehmen aktiv werden: Zunächst das Forderungsmanagement verbessern und darüber hinaus Konditionenverhandlungen intensivieren.

I. Welchen Sinn macht der Einsatz der Kennzahl BESTDSO?

Anders als die Kennzahl „Days Sales Outstanding (DSO)“ ist die Kennzahl „Best-Possible-DSO (BESTDSO)“ in vielen Betrieben relativ unbekannt bzw. wird nur selten genutzt. Dabei bietet sie eine gute Möglichkeit, die Qualität des eigenen Forderungsmanagements und der Konditionenverhandlungen zu prüfen.

Mit BESTDSO wird berechnet, welche Forderungslaufzeit im Unternehmen optimal wäre, wenn alle Kunden ihre Forderungen pünktlich begleichen. Die Gegenüberstellung mit der Kennzahl DSO, die das tatsächliche Zahlungsverhalten der Kunden abbildet, zeigt, ob und welche Abstände es zwischen Optimum und Wirklichkeit gibt. Ist der Abstand zu groß, sollten Unternehmen versuchen, ihr Forderungsmanagement sowie die Konditionenverhandlungen mit Kunden zu verbessern.

Praxishinweis

Es gilt folgende Faustregel: Abweichungen von mehr als drei bis vier Tagen zwischen BESTDSO und DSO sollten nicht vorkommen bzw. signalisieren Handlungsbedarf.

Verbesserungen im Forderungsmanagement erhöhen die Liquidität, reduzieren den Kapitalbedarf und führen zu einem höheren operativen Cashflow (vgl. zur groben Berechnung des operativen Cashflows Übersicht 1). Darüber hinaus werden dadurch die Ausprägungen anderer wichtiger (Rating-)Kennzahlen optimiert, etwa Schuldentilgungsdauer oder Eigenkapitalquote (wenn das Eigenkapital konstant bleibt und man bei sinkenden Forderungen Kredite zurückführt). S. 82