BBK Nr. 19 vom Seite 889

Wie nutzen die Anwender die Bilanzierungswahlrechte?

Christoph Linkemann | verantwortlicher Redakteur

BBK Schwerpunkt: Empirische Analyse von mehr als 160 Jahresabschlüssen

Ein [i]Theile, Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, 3. Aufl., NWB IAAAD-62378, für BBK-Leser in der NWB Datenbank verfügbar erklärtes Ziel des BilMoG bestand darin, durch die mehr oder weniger behutsame Hinwendung des HGB zur Internationalen Rechnungslegung nach IFRS den Reformdruck aufzufangen, dem das teilweise als altbacken verschrieene HGB Iängere Zeit ausgesetzt war. Während im ersten Entwurf des BilMoG noch auf jeder Seite der Begründung Be-züge zu den IFRS zu finden waren, blieb am Ende davon deutlich weniger stehen. Gleichwohl ist der Einfluss der IFRS aber spürbar.

Und genau diese Hinwendung zu den IFRS führte dann zu Befürchtungen, die HGB-Abschlüsse seien künftig weniger aussagekräftig, die Bilanzanalyse sei erschwert und die Vergleichbarkeit der Abschlüsse sinke. Prof. Dr. Carsten Theile, BBK-Herausgeber, Human Nagafi und Christian Zyczkowski von der Hochschule Bochum haben in einer umfangreichen Studie untersucht, wie die Praxis mit den Wahlrechten nach BilMoG umgeht und ob sich empirisch feststellen lässt, inwieweit die Befürchtungen eingetreten sind, die Vergleichbarkeit der Abschlüsse sei gesunken. Sie analysieren hierfür die Ausübung der Übergangswahlrechte sowie ausgewählte dauerhafte Wahlrechte, z. B. die Aktivierung selbst erstellter immaterieller Vermögensgegenstände.

Hierzu [i]Zwei Stichprobenwurden mehr als 160 Jahresabschlüsse ausgewertet und dabei zwei Stichproben gebildet: eine Stichprobe mit kapitalmarktorientierten Unternehmen und eine zweite mit Unternehmen im Mittel- und Großformat ohne Zugang zur Börse. Durch die hohe Zahl von Abschlüssen ist die Stichprobe – mit Einschränkungen – als repräsentativ anzusehen. Gegenstand der Studie war jeweils der erste Jahresabschluss nach BilMoG.

Die Befürworter des HGB werden das Fazit auf Seite 940 mit Freude lesen: Zwar ist die Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen vor/nach BilMoG eingeschränkt – auch weil kein Unternehmen die Vorjahreszahlen angepasst hat (oder anpassen konnte). Die Analysten werden aber, so die drei Autoren, schon bald sehr brauchbare Ergebnisse bei der Auswertung erzielen können, die nicht schlechter seien als früher, vermutlich sogar besser. Zudem sei die Vergleichbarkeit mit IFRS-Abschlüssen gestiegen – bei gleichzeitig im Vergleich zu den IFRS überschaubaren Kosten für die Aufstellung des Abschlusses.

Das [i]HGB-Abschlüsse verständlicher als solche nach IFRSbeste Kompliment dürfte aber sein: HGB-Abschlüsse scheinen nach Einschätzung der Autoren eher als IFRS-Abschlüsse dazu geeignet zu sein, den Analysten eine verständliche Darstellung zu bieten.

Beste Grüße

Christoph Linkemann

Fundstelle(n):
BBK 2011 Seite 889
NWB GAAAD-92418